Diabetes Einschub

Samstag, 04.06.2016
Da mich schon diverse Emails und Kommentare bezüglich meiner Diabetesorganisation erreicht haben, schiebe ich hier mal etwas erklärliches dazu ein. Jeder der mit Diabetes nichts am Hut hat und sich außerdem für meine weiteren Erläuterungen nicht interessiert ist nur allzu gerne dazu aufgerufen diesen Eintrag gepflegt liegen zu lassen.

Also vor meiner Reise:
Das erste heißt Recherche. Ich habe zuallererst einmal gegoogelt, welches Insulin, welche Teststreifen und weiteres es in meinen Zielländern gibt. Glücklicherweise ist mein Insulin das Hauptinsulin sowohl in Neuseeland als auch Australien. Ich konnte gut erkennen, dass es meine Marke in jeder Apotheke und meist ohne Vorbestellung gibt. Also musste ich mir hierbei keine allzu großen Sorgen um die Besorgung machen. Danach ging es an die Teststreifen. Dabei habe ich mir extra ein neues Messgerät besorgt, welche man ja geradezu hinterher geschmissen bekommt sobald man zum Arzt geht. Meine alten Streifen habe ich aufgebraucht und danach mit dem Accu-Chek Aviva Nano weitergenutzt. Letztendlich war das total sinnlos, aber dazu später mehr. Nachdem diese beiden Punkte abgehakt wurden kam ich zum nächsten Problem. Da ich seit Januar 2015 eine Insulinpumpe besitze, musste natürlich auch überlegt werden wie ich an dessen Zubehör gelange. Katheter und Reservoirs konnte ich zuhause nur über eine Firma bestellen, da es dies noch nicht in Apotheken gibt.  Aber mit der Hilfe meines Arztes und der Vertreterin durch die ich in die pumpe eingeführt wurde konnte schnell geklärt werden, dass ich genau wie hier nur über die neuseeländische bzw australische Firma bestellen konnte. Ich müsste zwar vor Erhalt bezahlen, da ich ja keine Staatsangehörige wäre, aber im Grunde sollte es kein Problem geben an alles nötige zu kommen.

Nach dieser ganzen umfassenden Recherche kam dann die Frage der Versicherung auf. Ich war schon immer über meinen Vater privat versichert, und hatte deshalb großes Glück. Abgesehen von einem Anruf und einer Email vollgestopft mit allerlei Fragen musste ich mich weder um eine Auslandsversicherung noch um eine bezüglich meines Diabetes kümmern. Über den Zeitraum von sechs Monaten wäre ich auf das Land jeweilig bezogene Maßstäbe versichert, müsse nur Rezepte und Belege aufheben und alles wäre in Butter. Als Sicherheit trage ich auch immer einen Bescheid in englischer Sprache meiner Versicherung mit mir rum, den ich bis jetzt aber noch nicht benutzen musste.

Vor meiner Reise kam dann nochmal etwas organisatorisches. Grundsätzlich darf man den Bedarf für drei Monate in ein fremdes Land einführen ohne weitere Konsequenzen erwarten zu müssen. Hierfür bekam ich von meinem Arzt eine Bescheinigung, die mir nicht nur die allgemeine Mitnahme sondern auch die Mitnahme im Handgepäck aufgrund der Temperaturen im Frachtraum erlaubten. Schließlich weiß ja jeder mit einem Monster wie meinem, dass unser lebensnotwendiges Mittelchen nicht jeder Temperatur ausgesetzt werden darf, und auch um die Sicherheit der Nadeln (also keine verbogenen oder gar abgebrochenen) zu sichern ist es schlau einfach alles in einer Tasche zusammen zu haben. Nachdem all das geklärt war wurde bestellt. Da ich zum übertreiben und zu doppelter Absicherung tendiere habe ich schlussendlich den Vorrat für sechs Monate mitgenommen was alles außer Insulin betrifft. Auf meiner ganzen Reise von Deuschland nach Neuseeland sowie Neuseeland nach Australien hat es nie jemanden interessiert wie viel ich tatsächlich mitführe, was ja auch schwachsinnig ist wenn man mal drüber nachdenket. Ich kann dabei natürlich nur von Diabetikern reden, aber so wie ich das sehe ist da jeder in seiner Therapie individuell. Wie also sollte irgendjemand je feststellen können wie viel ich tatsächlich für drei Monate benötige? Aber egal, so ist es passiert und ich hatte Glück dass ich in Frankfurt oder sonst wo nicht die Hälfte zurück lassen musste oder Steuern zahlen sollte. Im Grunde ist das doch auch schwachsinnig wenn ich mir mal überlege wie viel Tabak, Alkohol oder sonstige Genussmittel wahrscheinlich täglich unbemerkt geschmuggelt werden und ganz sicher keinem am Leben erhalten. Zu guter letzt habe ich mir für mein Insulin drei unterschiedlich große 'Frio Taschen' gekauft. Ich werde hier nicht fürs werben bezahlt keine Angst, aber diese Dinger sind absolut Wahnsinn für den Transport von Insulin. Es lässt sich zwischen Diabetikern ja streiten ob man Insulin unbedingt im Kühlschrank aufbewahren muss oder nicht. Ich bin der Meinung dass das nicht so ist. Besagte Kühltaschen kühlen auch nicht wirklich, sie halten die Ampullen nur auf einer stehten Temperatur, sodass sie weder zu heiß noch zu kalt werden. Das System dahinter ist faszinierend. Die Tasche besteht aus zwei Teilen. Einer Außentasche die größtenteils für Optik steht und einer Innentasche die die ganze Arbeit macht. In der Innentasche befinden sich kleine Kügelchen, die sich in Verbindung mit Wasser zu einem Geel verwandeln. Durch Verdunstung kehrt sich alles wieder um und sichert besagte Temperatur. So braucht man nicht ständig einen Kühlschrank, was bei einem roadtrip eher selten ist, und Wasser hat man ja hoffentlich immer.
Als weiteren Pluspunkt habe ich von meiner Krankenkasse CGM Sensoren für mein Auslandsjahr genehmigt bekommen, die ich aber gar nicht mehr nutze. Hierbei handelt es sich um kontinuierliche Blutzuckermessung durch einen Sensor den man eigentlich Im Bauchbereich tragen soll, den ich aber wenn am Arm hängen hatte. Die Dinger sind sah teuer und werden auch nur manchmal in Situationen wie meiner übernommen. Das ganze kam nur durch lange Berichterstattung meinerseits weshalb ich dadurch profitieren könnte und einer seeeehr langen Wartezeit zustande. Im Nachhinein weiß ich dass ich diese nicht mehr beantragen würde, aber da ist ja jeder anders. Auch hierbei hatte ich den Bedarf für sechs Monate im Gepäck und wusste wie und wo ich sie bestellen könnte.

Auf Reisen kam dann natürlich einiges anders als gedacht. Zurück zum CGM schleppe ich jetzt noch Sensoren mit mir rum die ich vielleicht irgendwann mal zuhause benutzen werde wenn ich das Bedürfnis dazu habe. Manchmal haben sie mir auch sehr geholfen, wie zum Beispiel als ich tagelang einen great walk in Neuseeland gemacht habe, aber mein Ding ist es einfach nicht. Ich habe mich damit angefreundet die Pumpe ständig an mir hängen habe, aber der Sensor wurde mir dann irgendwann doch zu viel. Weil ich ihn ja am Arm hatte wo er besser und länger hielt, musste ich jedem mit dem ich zu tun hatte erklären um was es sich handelte, dass ich Diabetes habe und blablabla. Jeder der Diabetes hat weiß wovon ich rede wenn ich sage, dass es einem irgendwann tierisch auf die Nerven geht. Aber das dazu.
Meine Katheter und Reservoirs konnte ich problemlos und rezeptlos bestellen und sogar in manchen Apotheken ganz einfach über die Theke erstehen. Das machte also keine Probleme. Auch meine Streifen musste ich bisher nicht nachkaufen, wahrscheinlich aber auch nur weil ich geschätzte hundert Döschen von zuhause mitgenommen habe. Eine große Last am Anfang, aber man freut sich auch wenn mit jedem Streifen das Gepäck leichter wird. Das einzige Problem das sich mir stellte war mein Insulin. Wie recherchiert gab es das überall und auch in jeder Apotheke, aber ohne Rezept eher schwer zu bekommen. Rezepte bekam man problemlos beim Arzt nachdem man eine Gebühr als Ausländer gezahlt hat. Da ich aber sparen wollte wo es ging habe ich es ab und zu auch so geschafft, in dem ich einfach über einen kleinen Notfall sowie meine Dosis schwindelte. Wenn das nicht ging, was auch nur in Neuseeland ein paar mal unter großem Zeitaufwand funktioniert hat bin ich zum Arzt, habe auch hier über die Dosis geschwindelt da die Ärzte nur einen gewissen Bedarf auf einmal verschreiben durften und habe dadurch größere Mengen auf einmal gekauft und mit mir rumgetragen. Ihr seht also, mit ein bisschen Gekniffen geht alles, auch das reisen mit Diabetes Monster im Gepäck. Nach einer Email an meine Versicherung wurde mir dann ach glücklicherweise bestätigt, dass meine Ausgaben trotz fehlenden Rezepten für Katheter und Co übernommen werden wenn ich sie nach meiner Ankunft zuhause einschicken werde.

Im großen und ganzen sehr ihr also, es ist mit großem Aufwand zwar schwerer als ohne aber nicht unmöglich mit Diabetes zu reisen! Deshalb schnappt euch eine Karte, sucht euch ein Land aus, informiert euch und ab geht's ins große Abenteuer. In der heutigen Zeit wird es euch kaum passieren irgendwo Angst haben zu müssen drauf zu gehen.

Xoxo lina